Nun denn, ich habe mir die Blu-Ray-Version gegönnt und habe mir heute die Zeit genommen für einen ersten Hördurchgang. Wäre ich böse und fies, und das bin ich ja nie, dann könnte ich sagen, dass das kreativste am Album die Namensgebungen der einzelnen "Tracks" sind... Aber so schlimm ist es ja nun doch nicht. Wenn man ehrlich ist, sind nicht wenige meiner Lieblingspassagen von Pink Floyd eh Instrumentalpassagen, auch wenn einige Texte, insbesondere von Roger Waters, wirklich exzellent sind. Aber Titel wie "Echoes" (auf diesem 23-Minuten-Stück wird ja auch nur am Anfang und am Ende etwas gesungen), "Great Gig in the Sky" (da ist die Stimme ja eher als Instrument anzusehen), "Cluster One" oder "Marooned" sind großartige Lieder. Von daher war ich von der Ankündigung, dass es zu 95% ein Instrumentalalbum sein wird, nicht wirklich abgeschreckt. Und so ist es nicht einmal eine große Verwunderung, dass das einzige Lied mit Gesang das schwächste ist. Machen wir uns nichts vor, das Album besteht nun einmal aus übergebliebenen Fragmenten der letzten Aufnahmen mit Rick plus einigen neu eingespielten Passagen. Und das merkt man dem Album sehr an. Einen roten Faden erkennt man nicht zwingend, Selbstzitate dafür umso mehr. Neben offensichtlichen Klängen von The Division Bell sind auch einige Elemente von Wish You Were Here und The Wall deutlich herauszuhören. Ich fand's schön und bewerte es weniger als Einfallslosigkeit als vielmehr eine nette Idee, eine Art Coda mit dem Album zu präsentieren. "It's What We Do" heißt das dritte Lied, und das beschreibt die Platte recht gut. Immer wieder ist es Gilmour mit seinem Gitarrenspiel, der sehr deutlich macht, was den Sound von Pink Floyd, besonders den späteren, ausgemacht hat. Rick Wrights Klavierspiel ist natürlich auch sehr stark vertreten, und so bietet er auch den einzig richtigen Gänsehautmoment des Albums: Im Autumn '68 wird sein Spiel auf der Orgel der Royal Albert Hall eingebaut. Schaurig schön. Ich habe irgendwo gelesen, dass das Album als nettes Yoga-Album beleidigt werden sollte. Mich stört's nicht, habe ich recht wenig Musik, mit der ich meinen Sonnengruß untermalen kann. Und so einfach ist das gar nicht, ohne Rhythmussektion gute Musik zu fabrizieren. Bin auf meine nächsten Hördurchgänge gespannt.
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